Rundmail von Tanja - Januar 2008

Hi alle zusammen

So, jetzt kommt der versprochene Nachtrag zur Dezember-Rundmail. Über vertrackte Situationen ist es einfacher zu reden, wenn so etwas wie eine Lösung gefunden ist.

Im letzten November sind viele Dinge gleichzeitig passiert. Unser Vermieter hat uns in gegenseitigem Einverständnis rausgeschmissen. Ich sage deshalb in gegenseitigem Einverständnis, weil wir genauso die Schnauze voll hatten von ihm wir er von uns. Er hat uns immer wieder unter die Nase gerieben, dass das Zimmer, in dem wir wohnten, und die Küche, die wir verwendeten, ihm gehören und wir deswegen gar nichts zu sagen hätten, und das hat uns dann irgendwann gereicht. Also haben wir uns auf der Suche nach einer neuen Bleibe gemacht.
Gleichzeitig wurde aber langsam klar, dass wir nicht nach einer neuen Bleibe für uns, sondern nur für mich suchten. Da Ada durch die Prüfungen gerasselt war und diese nicht wiederholen wollte, man als Ausländer in Großbritannien kaum eine Lehrstelle kriegt und Ada nicht einfach nur so irgendeinen Job machen wollte, gab es für sie eigentlich keine Möglichkeit in London zu bleiben. Es gab einfach keinen Platz für sie in London, und ich habe mich dort auch nicht mehr heimisch gefühlt. An der Uni war ich die ganze Zeit fast gar nicht. Ich hatte ja von Anfang des Semesters an wenig Lust auf Mathe und Physik und die langweiligen, komplett experimentlosen Vorlesungen haben mich nicht begeistert.
Dann hatten wir ein Zimmer gefunden, das uns beiden gut gefallen hat und das auch in einem angenehmen Stadtviertel und in einer angenehmen WG war, aber das war dann schon vergeben. Wir hatten noch 2 Wochen, bis wir umziehen mussten, aber die Stimmung in der Wohnung, wo wir noch waren, war einfach nicht mehr zu ertragen.
Und dann bin ich auch noch krank geworden... Eine böse Erkältung, die mir auch auf den Magen geschlagen hat. Die Notlösung war dann, dass Papa mit dem Auto nach London gekommen ist und mich und all meinen Kram nach Jena mitgenommen hat. Ada ist am selben Tag nach Griechenland aufgebrochen.



Regen und Sonnenschein an der Waterloo Bridge


Tja, und dann saß ich mit meinem Zeug in Jena und musste überlegen wie es weitergeht. Die gesamten Überlegungen werde ich jetzt überspringen und dazu kommen, wie es jetzt aussieht.
Langfristig wollen Ada und ich zusammen in Deutschland leben und studieren. Dazu muss Ada aber erstmal deutsch lernen und sich überlegen, was sie studieren will, und wir müssen das organisatorisch auf die Reihe kriegen.
Ich gehe nicht wieder nach London zurück. Ab nächstem Herbst werde ich in Deutschland weiter Physik studieren; wo genau hängt davon ab, ob Ada schon ab Herbst hier sein kann. Die Physik begeistert mich zwar nicht mehr sonderlich (ich habe jetzt schon seit 2 Monaten kein Buch und keine Übungsaufgabe angerührt und vermisse es gar nicht), aber um in dieser Welt zu überleben, muss man ja mal mit irgendwas Geld verdienen. Mit Physik kann man das ganz gut und ich kann auch noch ein wenig Spaß daran finden.
Im Mai sind die Prüfungen für das erste Semester in diesem Jahr und dafür werde ich in Jena lernen. Nach London zurück will ich also nicht. Ich bin lieber ohne Ada in Jena, als ohne Ada in London.
Ich bereite mich jetzt also im Selbststudium in Jena auf die Prüfungen vor. Außerdem will ich mehr selbst schreiben und mich auch weiter mit Philosophie beschäftigen. (Eine englische Kurzgeschichte von mir gibt es hier zu lesen.)

Und ansonsten? Ja, wir haben uns als Familie noch ein zweites Auto gekauft: einen tollen, 20 Jahre alten T3-Camperbus, genannt Ulle. Mama und ich haben meinen Opa in Chemnitz besucht. Wir waren Schlittschuhlaufen. Es gab weiße Weihnachten. Zu Sylvester waren wir wieder auf der Hütte und Ada ist für etwas mehr als eine Woche gekommen. Ich habe meine Fahrerlaubnis gekriegt. Endlich habe ich mein Zimmer mal gründlich entmüllt und aufgeräumt, und immer noch liegen viel zu viele ungelesene Bücher rum. Maunzi hat sich dran gewöhnt, dass mein Zimmer wieder mir gehört, und will jeden Tag mindestens x+1 mal gebürstet werden. Ich mache meinen Laptop schrittweise schnüffelsicher, zum Beispiel durch Tor. Ich habe angefangen griechisch zu lernen. Donnerstag nachmittags bin ich häufig im Umsonstladen. Ich gehe wieder relativ regelmäßig Inlineskaten und nächste Woche sind Papa und ich zum Ski fahren im Riesengebirge.



Ulle



Alljährliches Kerzenkleckern zu Sylvester


Tja, so sieht es jetzt aus :)
Ich hoffe ihr hattet alle schöne Weihnachten und 'nen guten Rutsch und wünsche euch noch 'nen schönen Winter

Tanja


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