1. Geschichtliche Hintergründe (Kosovo)

"Wie andernorts auch haben sich Serben, Albaner und die anderen Völker im Kosovo im Laufe der Jahrhunderte meist gut vertragen." (Rossig)

Es ist auffallend, daß in der wirklich alten Geschichte im Kosovo die Serben und die Albaner meist gemeinsam gegen Osmanen kämpften (Türkenkriege 1683-1699). Erst 1877 wurde nach einem Krieg von Serbien und Montenegro gegen den Sultan im Friedensvertrag von San Stefano den Siegerstaaten Serbien und Montenegro Gebiete zugesprochen, die vorwiegend albanisch besiedelt waren und der Berliner Kongreß 1878 korrigierte die Grenzziehungen nur bezüglich Bulgarien und ignorierte die Widerstände der Albaner. In der Folge kam es zu lokalen Aufständen der Albaner und nach dem Balkankrieg 1912, in dem 25 000 Kosovo-Albaner getötet wurden, geriet das Kosovo unter serbische Herrschaft. Nach einer kurzen Unterbrechung zwischen 1914 und 1918, während der die habsburgische und die bulgarische Armee das Kosovo besetzt hatten, kamen wieder die Serben ins Kosovo. Als 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet wurde, war die albanische Frage damit nicht ausreichend geklärt (Troebst). Es kam weiterhin zu blutigen und tödlichen Kämpfen. Im zweiten Weltkrieg wurden 40 000 Serben und Montenegriner durch faschistische kosovo-albanische Milizen vertrieben (Di, Sciotti).

Im Juli 1945 beschließt ein "Regionaler Volksrat", der vorwiegend aus Kommunisten bestand, den Anschluß des Kosovo an Serbien und die serbische Nationalversammlung erklärt die Autonome Region Kosovo-Metohija zum Teil Serbiens. Repressionen durch den Innenminister Rankovic werden 1966 beendet, 1974 wird dem Gebiet Autonomie zugestanden und durch die Bevölkerungszusammensetzung gelangen die Albaner in eine Hegemonie, gegen die sich dann wieder Serben auflehnen. 1989 nutzt Milosevic die 600-Jahrfeier der für die serbische Tradition wichtigen Schlacht auf dem Amselfeld zur Stärkung des Selbst- und Nationalbewußtseins der Serben, was sich automatisch gegen die anderen richtet. Im Zusammenhang mit der Ausrufung des Notstandes 1989 verlassen allerdings auch 10 000 Serben das Land...

Die Kosovo-Albaner erklären sich im Juli 1990 als unabhängig, was von Jugoslawien und Serbien nicht anerkannt wird. Nichtsdestotrotz bauen die Kosovo-Albaner im Untergrund ihr eigenes Gemeinwesen in parallelen Strukturen auf. Rugova wird zum Präsidenten gewählt. Diese Art gewaltfreier Widerstand der Kosovo-Albaner gegen die serbische Herrschaft wurde im Westen kaum bemerkt und unterstützt

Zwischenzeitlich führte die vorzeitige Anerkennung von Kroatien und Slowenien durch den bundesdeutschen Außenminister Genscher im Jahre 1991 zu der von UN-Generalsekretär J. P. de Cuellar befürchteten "Ausweitungen der Aggression" in Jugoslawien. Der erste, der öffentlich von "Ausrottung" sprach, war kein Serbe, sondern der Verteidigungsminister Kroatiens, der sich aus Ungarn 36 000 Maschinengewehre zur "unumgänglichen Ausrottung der Serbenhochburg Knin" besorgte.

 






Ist es Zufall, daß die Konflikte mit Einführung der bürgerlichen Nationalstaatlichkeit begannen..., währen die religiösen und kulturellen Differenzen vorher nicht derartig problematisch wirkten?







Nur nebenbei:
"National Security Decision Directve" der USA fordert "fortgesetzte Anstrengungen zur Entfachung von "stillen Revolutionen" mit dem Ziel der Überwindung kommunistischer Regierungen und Parteien." (nach Chossudovsky)



"Doch solange der Widerstand gewaltfrei blieb, sahen die Euroäische Union, die USA und Rußland keinen Anlaß, konfliktregelnd einzugreifen." (Zumach).

® "Was wurde versäumt?"
(5.1.)

 


Weiter zu:

2. Der Bürgerkrieg im Kosovo - der NATO-Krieg in Jugoslawien
3. Hintergründe und Interessen
4. Weltpolitik und internationales Recht
5. Chancen des Friedens
Literatur und Quellen


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Siehe auch:

Oder:

 

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