3. ... auf dem Weg aus der Wert-Vergesellschaftung heraus

Die Versuche, diese verschenkte, also nicht kommerziell verwertete Arbeit wieder zurück in den Wirtschaftskreislauf zu zwingen, offenbart den Irrsinn der kapitalistischen Wirtschaft. Geld ist aus dieser Softwareszene nur zu machen, wenn die Ergebnisse künstlich verknappt werden, d.h. wenn der öffentliche, freie Zugang dazu unmöglich gemacht wird. Texte vom Linuxtag beispielsweise wurden von einem Verlag vermarktet - sie mußten aus dem Internet entfernt werden. Akzeptabel ist höchstens die Finanzierung der Leistung von Distributoren (Gebühr für den Vertrieb), wenn dadurch die GPL nicht verletzt wird und nicht unbezahlte Arbeit ausgenutzt wird.

Trotz der weiter laufenden Versuche, diesen Ausbruch aus der Verwertung wieder einzufangen, wurde in einem Bereich erstmalig die Tür aufgestoßen in eine neue Welt, eine nichtkapitalistische Produktionsweise.

"Dies ist m.E. eine Form, wie ein gesellschaftliches Bedürfnis ohne staatliche Struktur und ohne privatwirtschaftliches Vorantreiben sich aufs Beste verwirklicht." (Merten 1999)

"Auf lange Sicht ist das Freigeben von Programmen ein Schritt in Richtung einer Welt ohne Mangel, in der niemand hart arbeiten muß, um sein Leben zu bestreiten. Die Menschen werden frei sein, sich Aktivitäten zu widmen, die Freude machen, zum Beispiel Programmieren, nachdem sie zehn Stunden pro Woche mit notwendigen Aufgaben wie Verwaltung, Familienberatung, Reparatur von Robotern und der Beobachtung von Asteroiden verbracht haben." (Stallmann 1984).

Es wird eingeschätzt, daß es auf dieser Grundlage durchaus sinnvoll ist, neu über experimentelle Werkstätten und Autonome Arbeit nachzudenken. "Das Herstellen wirklich global nutzbarer und nicht bewirtschaftbarer (=nicht zur Erpessung anderer produzierter) Handlungsvoraussetzungen" (Nahrada 2000) beantwortet das Problem von Karl Marx, der die Trennung der Arbeitskräfte von ihren Produktions- (und Lebens-)Mitteln als Grundübel des Kapitalismus ansah, auf neue Weise.

GIVE TeleÖkoCommunity a chance...

Tatsächlich gibt es bereits erste Schritte auf diesem Weg. Auch der Erfinder der Computer-Maus, der erste, der Hypertext realisierte - Douglas Engelbart meint nach vielen Jahrzehnten der Beschäftigung mit Technik: "Technology is dull!" Er sieht die wahren Herausforderungen im sozialen Gebiet und entwickelt "bootstrap-communities", in denen kleine Forschungsgruppen sich den konkreten Lebensbedürfnissen zuwenden. Franz Nahrada erweiterte dieses Konzept für die Entwicklung "neuer Lebensmodelle für die Welt von morgen". Das Ziel besteht in der Ermöglichung eines urbanen Lebensstandards in natürlicher Umgebung. GIVE steht für "Globally Integrated Village Environment" und ist ein "Versuch, Elemente einer völlig neuen und Elemente traditioneller Lebensformen zu amalgamieren und die technischen Möglichkeiten zur Telekommunikation in einer passenden sozialen und ökologischen Umgebung zu realisieren." (Nahrada 1993).

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