Nichtklassische Vorstellungen zur Geometrie des Raumes
Nichteuklidische und mehrdimensionale Geometrien
Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde die aus dem Altertum bekannte Bestimmung einer dreidimensionalen Geometrie nach Euklid als Beschreibung des realen Raums anerkannt. Euklids Axiomatik hatte nur einen kleinen Schönheitsfehler. Seine Geometrie wird durch ein Regelsystem definiert, bei dem 4 Axiome - die als selbstverständlich angesehen werden - vorausgesetzt werden müssen. Das 5. Axiom, das Parallelenaxiom, ließ sich aber nicht aus den anderen 4 Axiomen ableiten und lässt sich auch nicht so einfach als selbstverständlich annehmen. Das Parallelenaxiom ist auch äquivalent mit der Aussage, dass in einem Dreieck innerhalb dieser Geometrie die Summe aller Winkel 180° beträgt (wie im ersten Bild der Abbildung 4a gezeigt). ![]() Abbildung 4a: Euklidische, elliptische[1] und hyperbolische Geometrie (auch Bucher, Sperger 2001: 38) Bereits Gauß vermutete, dass unser Raum nicht unbedingt der Euklidischen Geometrie entsprechen müsse; er konnte es aber nicht praktisch klären und er veröffentlichte diese Gedanken deshalb nicht. ![]() Abbildung 4b: Euklidische, elliptische und hyperbolische Raumvorstellungen (ebd.)
Eine andere Frage, die gleichzeitig von Mathematikern in die Debatte gebracht wurde, war die Frage der Dimensionalität. Diese Frage ist nicht mehr auf die Metrik einer Geometrie bezogen, sondern ist eine topologische Frage.
Die Metrik ds2 ist eine allgemeine Struktureigenschaft jedes (Riemannschen) Raumes, durch die Abstände und Winkel gemessen werden können. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Raumeigenschaften im Infinitesimalen euklidisch sind.
Wir werden bei der Diskussion des Raums der allgemeinen Relativitätstheorie den Begriff der Krümmung benötigen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der Krümmung einer Fläche im dreidimensionalen Raum, bei der die (skalare) Abweichung der Fläche von der Ebene bestimmt wird und der Krümmung als Abweichung der Geometrie des riemannschen Raumes von der des euklidischen Raums, die durch den Riemann-Christoffelschen-Krümmungstensor bestimmt wird. Bedeutsam ist, dass in Riemannschen Räumen an jedem Punkt andere Maß- und Krümmungsverhältnisse vorliegen können. Dabei ist es aber möglich, an jedem Punkt eine Tangentialebene zu betrachten und die Menge aller Tangentialebenen "hüllt" den gekrümmten Raum ein. Zum Verhältnis zwischen Mathematik und Physik Albert Einstein erarbeitete revolutionäre Einsichten in neue physikalische Zusammenhänge und damit auch neue Raum-Zeit-Vorstellungen. Er beschäftigte sich immer wieder mit dem Verhältnis von Mathematik und Physik. Er stellte beispielsweise fest: Auf diese Weise unterscheiden sich mathematische Koordinatensysteme von physikalischen Bezugssystemen. (Einstein 1919a: 13; vgl. dazu auch Treder 1974: 283; Kanitscheider 1991: 169). Obwohl auch die physikalischen Bezugssysteme nur Idealisierungen von real nicht verwirklichbaren idealen Messanforderungen sind, ist ihre Festlegung nicht beliebig oder nur der Bequemlichkeit geschuldet, sondern notwendig für Messungen innerhalb der jeweils verwendeten physikalischen Theorie. Poincaré, für den die Festlegung der Geometrie nur eine Sache der Konventionen war, verkannte diesen wesentlichen Unterschied. Die jeweiligen Längen- und Zeitbegriffe innerhalb der physikalischen Raumvorstellung besitzen eine jeweils genau bestimmte physikalische Bedeutung. Physikalische Räume im 19. Jahrhundert
Der absolute Raum Newtons beinhaltet eine innere Problematik. Einerseits soll er als "starres Gerippe" (Einstein 1930: 182) gelten, andererseits zeigt das Eimerexperiment, dass er eine trägheitsbestimmende Wirkung ausübt; dass er also insoweit "real" ist, als ihm gegenüber Beschleunigungen messbar sind. Fußnoten: [1] Die elliptische Geometrie unterscheidet sich von der Oberfläche einer Kugel, weil in ihr das erste Euklidische Axiom gilt (vgl. Banchoff 1991: 187). |
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