Multilaterales Investitionsabkommen (MAI) Die Regierungen der Hauptindustrieländer basteln (vorerst im Geheimen) an einem Multilateralen Investitionsabkommen (MAI), das allen Investitionsempfängern ein Zwangskorsett anlegen soll, welches sogar den bürgerlichen Demokratieprinzipien Hohn spricht.
Der Präsident des US Council for International Business sprach es offen aus: |
"Das MAI ist ein Abkommen der Regierungen, um die internationalen Investoren und ihre Investitionen zu schützen und das Investitionsregime zu liberalisieren. Wir werden uns jeder und allen Maßnahmen widersetzen, für die Regierungen oder die Wirtschaft bindende Verpflichtungen in bezug auf Arbeit oder die Umwelt zu schaffen oder auch nur zu implizieren." (zit. nach Schmid 1998, S. 6). |
Dr. Zimmer vom Bundeswirtschaftsministerium verweigerte einer IAO-Delegation den Einblick in den Vertragstext mit der Begründung: "Es ist legitim, den normalen Bürger nicht zu fragen, unter welchen Rahmenbedingungen ein Unternehmen im Ausland investieren kann." (zit. nach Schmid 1998, S. 6).
Der Beitritt zum MAI wird natürlich freiwillig sein – aber ein Nicht-Beitritt würde ein Ausschluß aus der Weltökonomie bedeuten, was sich kaum ein Land leisten will und kann. Die Geheimhaltung konnte durch gezielte Indiskretion verhindert werden – seit Monaten organisieren sich (u.a. übers Internet) internationale und nationale Kampagnen gegen das MAI, die bisher den geplanten Abschluß verhindern konnten. Allerdings ist diese Abwehrkampagne in einzelnen Bereichen auch von nationalistischen Tönen durchsetzt (wenn überbetont wird, daß die eigene Nation gegenüber den Investoren Handlungsspielräume verliert). Trotzdem berührt es auch demokratische Kräfte im Kern ihrer Aktivitäten, wenn durch das MAI der Schutz von Auslandsinvestitionen über nationales Recht gestellt wird (Wallach 1998 und West Coast Environmental Law Research Foundation 1998). Auch der Internationale Währungsfond entwickelt sich immer mehr von der "Welt-Geldpolizei" zur "Welt-Geldregierung" (Mayer, Schmid 1998, S. 19). |
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Interessant ist, daß in der WirtschaftsWoche der Widerstand gegen das MAI als "totale Hysterie" verunglimpft wird und gleichzeitig verraten wird, daß soziale und Umweltstandards tatsächlich abgesenkt werden sollen (Gersemann 1998, S. 40): |
Schon die GATT-Verhandlungen, aus denen die Welthandelsorganisation WTO entstand, zeigen, was passiert, wenn unter dem Vorwand der Zerschlagung von Korruption politische Entscheidungen der Staaten, z.B. zum Schutz der Kleinbauern in Indien, unmöglich gemacht werden (Shiva 1995, S. 301ff.). |
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Auch Kanada (in Kanada nahm die Widerstandsbewegung gegen das MAI ihren Anfang) hat schlechte Erfahrungen mit länderübergreifenden Liberalisierungen gemacht: |
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Die "Globalisierung als gegenwärtige Form des Kolonialismus" (Afro-Asian conference 1998) führt u.a. dazu, daß nach der Krise in Mexiko erzwungen wurde, daß die Renten- und Sozialversicherung an private, an der Börse spekulierende Fonds gegenben werden mußte (Fenner 1998, S. 24).
Angesichts der wachsenden Rolle ökonomischer Beziehungen verlieren Staat und Zivilgesellschaft (Parteien, Vereine, nichtstaatliche Körperschaften, wissenschaftliche Institutionen...) unter solchen Umständen tatsächlich enorme Möglichkeiten, die innerhalb dieser Gesellschaft schon einmal errungen waren.
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Ein weiterer Text:
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