5-Schritt-Qualitätssprung

(nach Holzkamp: Grundlegung der Psychologie, Berlin 1985)

 

  1. Aufweis der realhistorischen Dimensionen innerhalb der jeweils früheren Stufe (S. 78)
    (die Position, die dann dialektisch negiert wird; d.h. relevante unspezifische Dimension)

Beispiel 1: Herausbildung des Psychischen
Fähigkeit zur ungerichteten Ortsveränderung und Reizbarkeit für neutrale Agentien (die Inhalte des vorausgesetzt Notwendigen ergeben sich oft erst aus dem Neuen in 3. selbst, vgl. S. 67)

Beispiel 2: Entstehung des Menschen
die (tierische) "soziale" Ebene existiert als mittlere Ebene in die Ebene der individuellen Systemerhaltung und der Systemerhaltung von Organismen Populationen ... und weitere Merkmale der Pongiden (S. 163/164)

 

2. Aufweis der objektiven Veränderungen der Außenweltbedingungen, mit denen der "innere" Entwicklungswiderspruch... in seinem Umweltpol zustandekommen soll (S. 79)

Relativer Nahrungsmangel bei hinreichend konstantem Verhältnis zwischen ausgeformten Nahrungsquellen und neutralen Instanzen, die als Signalverbindung ausgewertet werden kann.

Steppen-Biotop: die oben entstandenen Voraussetzungen erfuhren einen (ersten, noch biologieimmanenten) Funktionswechsel (Körperaufrichtung erhält Anpassungwert und wird zur Zweibeinigkeit) +
soziale Verallgemeinerung der Vorsorge

 

3. Aufweis des Funktionswechsels der (im ersten Schritt) aufgewiesenen relevanten Dimensionen als "Organismus-Pol" des Entwicklungswiderspruchs, damit der Entstehung des ersten qualitativen Sprungs der Herausbildung der Spezifik der neuen Funktion unter den veränderten Außenbedingungen:
Dialektische Negation nur im Bereich einer - der bestimmenden Funktion der früheren Stufe noch untergeordneten - Partialfunktion (S. 79)
(Das Neue kann nicht von Anfang an wesensbestimmend sein).

Funktionswechsel der epiphänomenalen ungerichteten Ortsveränderung und Reizbarkeit für neutrale Agentien durch ihre Integration in einem neuen Funktionszusammenhang signalvermittelter Orientierungsaktivität, "Sensibilität"

Mittelbenutzung zur Werkzeugherstellung, soziale Werkzeugherstellung führt zur bereits zu Vorformen der "Arbeit", in den die Bedarfsbefriedigung überdauernden Mitteln überdauert ein Erfahrungsfundus, die dadurch entstehende gesellschaftliche Lebensgewinnungsweise hat Selektionsvorteile und wirkt auf die genomische Information zurück

 

4. Dominanzwechsel: neue Qualität des Gesamtprozesses gegenüber dem früheren Gesamtprozeß, die früher qual. spezifische Funktion wird die für die Systemerhaltung bestimmende Funktion (S. 80)

Dominanzwechsel zwischen unmittelbarer und signalvermittelter Nahrungsaufnahme

Die Gesellschaftlichkeit wird optimiert, bis sie "fitter" ist als die biologischen Faktoren: nicht mehr das Ausmerzen der am schlechtesten angepaßten Individuen /Populationen ist Hauptevolutionsfaktor, sondern die aktive Anpassung des gesellschaftlichen Lebensprozesses an die Außenweltanforderungen (S. 180)

 

5. Aufweis der Umstrukturierung und neuen Entwicklungsrichtung des Gesamtsystems

Innere Ausgestaltung des Psychisichen zu funktional differenzierten Organismen im Sozialverband

natürlich menschliche Gesellschaftlichkeit:
"Der individuelle Mensch findet also einerseits die gesellschaftlichen Verhältnisse als überindividuell-objektiven Tatbestand vor und realisiert andererseits die darin vergegenständlichten Möglichkeiten/Notwendigkeiten der individuellen Daseinssicherung etc. in seiner personalen psychischen Lebenstätigkeit und Weltbeziehung, womit er gleichzeitig an der Reproduktion und Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse teilhat." (S 191).

Beispiel:

Die Herausbildung des Menschlichen: Unterscheiden von:

  • Funktionswechsel: Mittelbenutzung zur Werkzeugherstellung bis zu Vorformen der "Arbeit" und
  • Dominanzwechsel: neue Qualität des Gesamtprozesses gegenüber dem bisher bloß phylogenetischen Gesamtprozeß: Dominanz des gesellschaftlich-historischen Prozesses (S. 175) - erst seit ca. 10 000 Jahren!

Frühere Erscheinungen können

  • spezifisch aufgehoben,
  • nur sekundär mitentwickelt oder
  • lediglich unspezifisch überformt sein (S. 426)

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